Die Davos Klosters Bergbahnen AG investiert 10 Millionen Schweizer Franken in den Ausbau eigener Photovoltaik-Anlagen. In den ersten drei Jahren des Projektes „Masterplan Photovoltaik“ hat das Unternehmen bereits rund 20 Anlagen realisieren können, weitere sind geplant.
Wir haben mit Martina Mehr, Leiterin Business Development & Nachhaltigkeit, über das Projekt gesprochen.
Um was geht es bei eurem Photovoltaik-Projekt konkret?
Wir haben das Projekt «Masterplan Photovoltaik» im Jahr 2022 gestartet. Kurz gesagt geht es darum, insgesamt 10 Millionen Schweizer Franken in den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen am Berg zu investieren, um selbst erneuerbare Energie zu produzieren.
Die Anlagen werden hauptsächlich an bestehenden Gebäuden installiert, beispielsweise an Bergstationen, Restaurants oder Garagen von Sesselliften. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt, wir sind jetzt (2024) im dritten Jahr.
Was war der Auslöser für den «Masterplan Photovoltaik»?
Wir haben bereits einige Kleinwasserkraftwerke am Berg, die die Druckleitungen der Beschneiungssinfrastruktur nutzen, wenn diese nicht für die Beschneiung gebraucht werden.
Allein mit diesen Kleinwasserkraftwerken konnten wir bisher rund 800'000 kWh an Strom pro Jahr selbst produzieren. Strom selbst zu erzeugen ist also schon länger ein Thema bei uns.
Da wir gerade im Winter mehr Strom benötigen, haben wir nach Möglichkeiten gesucht, noch mehr des benötigten Winterstroms selbst zu produzieren.
Unsere Wahl fiel auf Photovoltaikanlagen, weil wir viele Gebäude haben, deren Dächer und Fassaden wir nutzen können. Das ist für uns sinnvoller, als die Photovoltaikanlagen beispielsweise auf Freiflächen zu bauen.
Was habt ihr im Rahmen des Projektes bereits umsetzen können?
Im ersten Jahr ging es zunächst einmal darum, Standorte zu definieren, die aus unserer Sicht für den Ausbau mit einer Photovoltaik-Anlage geeignet sein könnten. Das traf damals auf ca. 40 Standorte zu. Dann folgten zahlreiche Gespräche und technische Abklärungen mit Solarbauern, Statikern, Elektroinstallateuren und weiteren Fachleuten, um zu ermitteln, welche Standorte tatsächlich für eine PV-Anlage geeignet sind. Das war nicht bei allen der Fall. Teilweise muss zum Beispiel erst einmal das Dach saniert werden, bevor da eine PV-Anlage montiert werden kann, oder die Ausrichtung ist doch nicht so ideal, wie wir ursprünglich dachten.
Auf dieser Basis haben wir eine Priorisierung vorgenommen, mit welchen Standorten wir beginnen wollen. Weitere wichtige Kriterien neben den bereits erwähnten technischen Details waren für uns zum Beispiel, wann sich die Anlage voraussichtlich amortisieren wird und ob wir den erzeugten Strom möglichst das ganze Jahr lang selbst nutzen können. Teilweise haben wir aber auch Gebäude ausgewählt, bei denen sich die Investition erst in 15 bis 20 Jahren rechnen wird. Da stand für uns nicht der wirtschaftliche Aspekt im Fordergrund, sondern auch die Sichtbarkeit für das Thema erneuerbare Energien bei Seilbahnen.
Ausserdem mussten wir natürlich für all die geplanten Anlagen die entsprechenden Bewilligungen einholen, was gerade beim ersten Mal recht komplex und aufwändig ist.
Seit 2023 sind wir jetzt tatsächlich am Bauen und konnten bereits rund 20 Photovoltaik-Anlagen in Betrieb nehmen. Parallel zu den laufenden Bauaktivitäten schauen wir, welche Gebäude wir als nächstes in Angriff nehmen wollen und kümmern uns um die notwendigen Abklärungen und Bewilligungen. Das ist inzwischen ein gut eingespielter, fortlaufender Prozess.
Was waren besondere Herausforderungen, und wie konntet ihr die meistern?
Die ganzen vorgängigen Abklärungen und dann das Einholen der notwendigen Bewilligungen waren gerade am Anfang eine echte Herausforderung. Für eine Vereinfachung der Prozesse waren wir zu Beginn des Projektes beim Kanton Graubünden. Hier konnten wir in Erfahrung bringen, wie wir überhaupt vorgehen müssen und was für eine Art Baugesuch eingegeben werden muss. Die Behörden waren hilfsbereit und haben uns geholfen die Prozesse in die richtige Richtung zu leiten. Wir haben vieles gelernt und mit jedem Mal wird es einfacher. Uns hat sicher auch geholfen, dass wir mit mir intern eine Person zur Verfügung haben, bei der das alles zusammenläuft. Gerade für kleinere Seilbahnunternehmen könnte es schwierig werden, das alles selbst zu stemmen.
Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass wir unseren Strom gerne nicht nur da nutzen würden, wo er produziert wird, sondern auch an anderen Stellen am Berg. Dafür müssen wir eigene kleine Netzverbunde aufbauen, was zwar möglich ist, im Moment aber noch sehr kompliziert. Mittelfristig ist das aber schon unser Ziel, denn dann könnten wir überschüssigen Strom dort nutzen , wo wir ihn das ganze Jahr benötigen, anstatt ihn wie jetzt ins Netz einzuspeisen.
Wobei beim Einspeisen die ganze Region vom sauberen Strom unserer Anlagen profitiert.
Welche wichtigen Erkenntnisse konntet ihr aus dem Projekt ziehen?
Zum Einen sind wir durch unsere eigenen Abklärungen zu der Meinung gelangt, dass eigentlich jedes Seilbahnunternehmen über PV-Anlagen zumindest nachdenken sollte. Denn irgendein Gebäude haben alle, und vielleicht eignet es sich ja für eine PV-Anlage. Da hat man schon eine Basis, auf der man so eine Anlage montieren kann.
Zum Anderen haben wir festgestellt, dass es sich lohnt, immer wieder mit den gleichen Partnern zusammenzuarbeiten. Dann wird man ein eingespieltes Team und die Abläufe werden immer effizienter.
Ausserdem haben wir festgestellt, dass wir pro Gewerk mehrere Partner benötigen. Also z.B. Solarbauer, Elektroinstallateure, Gerüstbauer, usw. Da wir mehrere Anlagen gleichzeitig installieren, könnte ein Unternehmen alleine das gar nicht stemmen.
Was hat euch das Projekt bisher gebracht?
Wir sind noch mitten in der Investitionsphase, und je nach Gebäude gehen wir davon aus, dass die Anlagen sich in 10, 15 oder auch erst 20 Jahren amortisieren werden.
Die regionale Wirtschaft profitiert aber schon jetzt, da wir alle Aufträge an Unternehmen aus der Region vergeben.
Auch zur Leistung unserer bisher installierten Photovoltaik-Anlagen können wir noch keine konkreten Zahlen nennen. Die Anlagen sollten erstmal drei bis vier Jahre laufen, damit bspw. wetterbedingte Schwankungen bei den Messungen nicht so stark ins Gewicht fallen.
Was uns aber wirklich gefreut hat, ist die positive Resonanz unserer Gäste, und auch die Berichterstattung in den Medien war sehr positiv.
Was man auch nicht vergessen darf: Je mehr Strom wir selbst produzieren können, umso weniger Strom müssen wir zukaufen. Das macht uns unabhängiger vom Strommarkt, was wiederum bedeutet, dass uns Preissteigerungen oder auch die nächste Energiekrise nicht ganz so hart treffen werden.
Und wie geht es weiter?
Wir sind ja erst im dritten Jahr unseres auf fünf Jahre ausgelegten «Masterplanes Photovoltaik». Wir werden also in den kommenden Jahren noch weitere Anlagen bauen. Und auch nach den fünf Jahren hören wir mit dem PV-Ausbau nicht einfach auf. Dann geht es beispielsweise mit den Gebäuden weiter, die erst noch saniert werden müssen und die deshalb bei unserer ersten Priosierung ans Ende der Liste gerutscht sind.
Darüber hinaus prüfen wir auch, ob und wo wir weitere Kleinwasserkraftwerke bauen können. Da wir dafür meist bereits ein bestehendes Netz an Druckleitungen der Beschneiungsanlagen vorliegen haben, ist der Nutzen eines Kleinwasserkraftwerkes im Vergleich zur Investition relativ gross.
Die effizientere Nutzung von Ressourcen sowie die Förderung der Biodiversität sind weitere Bereiche, in denen wir uns im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie engagieren.
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