Alle reden von Nachhaltigkeit. Kein Arbeitgeber, kein Institut, keine Organisation, die heute nicht «nachhaltig unterwegs» wäre. Wie ist das bei den Seilbahnen? Klimawandel, Gletscherschwund, Schneemangel – die Branche ist nicht nur ökologisch exponiert, sondern auch thematisch gefordert.
2022 war in der Schweiz vielerorts das wärmste Jahr seit Messbeginn 1864. Zahlreiche Fragen, wie die Branche künftig den Wintertourismus bewältigen und gestalten will, plätscherten auf die Seilbahnunternehmer nieder wie der Regen im Dezember auf das Mittelland. Dennoch: der Klimawandel begleitet die Branche seit langem. Beschneit wird nicht erst seit gestern, der Rückgang der Gletscher ist seit Jahrzehnten aktenkundig.
«Tue Gutes und sprich darüber»
Im Wissen, dass die Unternehmen bereits zahlreiche innovative Projekte realisiert haben, wie beispielsweise bei der Energiegewinnung, nimmt sich Seilbahnen Schweiz (SBS) dem Thema verstärkt an und lanciert ein systematisches Nachhaltigkeitsprogramm für die Bergbahnen Schweiz. Nachhaltigkeit ist zudem als zentraler Schwerpunkt in der Strategie von SBS 2022-2025 definiert.
Aufbauend auf einer wissenschaftlichen Grundlagenarbeit durch Prof. Bruno Abegg - er untersucht an der Universität St. Gallen die Folgen des Klimawandels für den Tourismus – konzentriert sich SBS thematisch auf zwei Schwerpunkte:
Energie (Energieoptimierung, Energieproduktion, Energiebeschaffung)
Wasser (Wasserbezug und -speicherung, Wassermanagement und -monitoring)
Auch wenn sich der soziale, wie auch der ökonomische Aspekt der Nachhaltigkeit-Diskussion nicht gänzlich ausblenden lässt, steht der Fokus momentan bei der Ökologie. SBS hat für die Beratung und Umsetzung der Schwerpunktthemen das Beratungsbüro BHP - Brugger und Partner AG mandatiert. Anhand diverser Experteninterviews und mit Hilfe eines Themenworkshops mit Branchenvertretern wurden, ausgehend von den beiden Schwerpunktthemen, unterschiedliche Programme bzw. Projekte skizziert. Diese wird der Verband vertiefen und anschliessend entweder mit externer Unterstützung oder mit internen Ressourcen umsetzen. Mittelfristig will SBS folgende Projekte in Angriff nehmen:
«Nachhaltigkeit messbar» machen: Lancierung eines gemeinsamen, länderübergreifenden CO2-Rechners
Ermittlung des Potentials von Photovoltaik-Anlagen im alpinen Raum (Studie, Projekt, Mandat)
Seilbahnunternehmen als «Stromproduzent»: Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
Innovationsförderung mit Leuchtturmprojekten
Studie zur Stromproduktion, zu multifunktionalen Speicherseen und Beschneiungsinfrastrukturen
«Wasser am Berg»: Analyse zum Wassermanagement der Zukunft
Die Projekteliste ist umfangreich, daher werden die Themen schrittweise angegangen. Der Verband packt die Projekte mit viel Elan für seine Mitglieder an.
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Die ökologische Definition von Nachhaltigkeit stammt aus dem sogenannten Brundtland-Bericht aus dem Jahre 1987 und beschreibt eine nachhaltige Entwicklung als eine solche, welche die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne dabei die Zustände zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen.