Technische Beschneiung wird künftig eine noch zentralere Rolle zur Sicherung des Wintergeschäfts einnehmen. Gleichzeitig wird aber auch der Sommertourismus wichtiger. Damit rücken Speicherseen in den Fokus. Eine Studie der ETH hat untersucht, wie Beschneiungsspeicher nachhaltig und multifunktional ausgebaut werden können.
Die Studie «Alpine Beschneiungsspeicher», welche von den Toggenburg Bergbahnen unterstützt wurde, konzentriert sich auf gebaute Speicher, die eigens für die technische Beschneiung angelegt werden. Sie zeigt einerseits eindrücklich die Abhängigkeit der Skigebiete vom Wintertourismus sowie die Bestrebungen, diesen gleichwohl künftig weiter voranzutreiben. Andererseits fällt auf, dass die meisten Gebiete gleichzeitig den Sommertourismus fördern wollen, was zu Konflikten zwischen den beiden Tourismusformen, aber auch zwischen unterschiedlichen Akteuren führen dürfte.
Wasserangebot: eine regionale Herausforderung
Obwohl die technische Beschneiung aus nationaler Sicht sehr wenig Wasser verbraucht, kann sie regional aufgrund des in den entscheidenden Phasen geringen Wasserdargebots zu Knappheit führen. Daher seien aus hydrologischer Sicht Beschneiungsspeicher eine sinnvolle Massnahme, um Wasser für die technische Beschneiung aufzufangen und bereitzustellen, analysiert die Studie. Die Speicherseen sind denn auch heute schon zentral für die technische Infrastruktur, wie 90% der befragten Gebiete urteilen.
Konfliktpotential aufgrund der Wassernutzung
Die Studie beleuchtet auch mögliche Konflikte: so würden die Speicher am häufigsten durch Trink- oder Quell- bzw. Grundwasser gefüllt und stehen damit in Konkurrenz zu anderen Wassernutzern. Dies führt zur Frage, wie die Speicher ausserhalb der Wintersaison genutzt werden und zum vielerorts angestrebten Ausbau des Sommertourismus beitragen könnten. Dafür wird auf technische und landschaftliche Aspekte eingegangen und die Tatsache, dass heutzutage die Speicherseen alle sehr ähnlich aussehen und künstliche, nicht in den Wasserkreislauf integrierte Elemente darstellen.
Lösungsansätze der Autoren
Die Autoren kommen zum Schluss, dass eine räumliche Gesamtperspektive notwendig sei. Dabei sollte die «Verdichtung und Konzentration bereits stark determinierte Gebiete» angestrebt und an anderen Orten ein alternatives Angebot gestärkt werden. Auch brauche es eine zentrale, übergeordnete Wasserplanung. Der Druck, bestehende Anlagen zu erweitern, zu modernisieren oder durch neue zu ergänzen, werde künftig steigen, auch weil sich die Beschneiungssaison auf den ganzen Winter ausdehnen werde. Gleichzeitig steige sowohl die Bedeutung des Sommertourismus, als auch die Bedrohung durch Wasserknappheit im Sommer. Die Speicher müssen daher zunehmend multifunktional angelegt werden.
Die Studie ist in deutscher Sprache exklusiv für Mitglieder auf unserer Webseite zugänglich und ist eine Synthese einer Befragung von 35 Skigebieten und einer Fallstudie im Toggenburg. Ergänzend dazu gibt es ebenfalls auf Deutsch eine kurze Ausführung zur technischen Beschneiung als Werbeargument sowie eine Kurzanalyse zu den Grenzen technischer Beschneiung über die Weihnachtstage.
Einordnung der Studienerkenntnisse
Die Folgen der Klimaerwärmung sind gerade für Skigebiete deutlich spürbar. Beschneiungsspeicher sind ein Teil der Lösung, um auch in Zukunft das Winterangebot zu sichern. Die Speicherseen so zu planen, dass sie von verschiedenen Akteuren genutzt werden können und damit ein zusätzliches Angebot im Sommer darstellen, bietet eine nachhaltige Lösung, um künftigen Konflikten vorzubeugen und gleichzeitig das Geschäft zu sichern.
Seilbahnen Schweiz beschäftigt sich im Rahmen des Programms Nachhaltigkeit mit dem Thema Wassermanagement und ist bereits mit Wissenschaftlern in Kontakt, um zwei Pilotprojekte zum Thema durchzuführen. Dafür wollen wir in zwei ausgewählten Regionen die verschiedenen wassernutzenden Akteure an einen Tisch bringen. Wenn die Bergbahnunternehmen frühzeitig mit allen involvierten Stakeholdern und Interessenvertretern den Dialog suchen, können Konflikte rechtzeitig erkannt und adressiert werden. Von den Erfahrungen der beiden Pilotprojekte kann die gesamte Branche lernen.